Die Bürgerinitiative gratuliert Herrn Bürgermeister Grawunder zu seinem 10-jährigen Dienstjuliläum
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Gratulation ja, aber eine Laudatio dürfen Sie an dieser Stelle nicht erwarten, denn das haben Sie in dem Interview der WN mit Ihnen anlässlich Ihres Dienstjubiläums bereits selbst erledigt. Hier wurde allen Lesern deutlich, welch aufrichtiger und ehrlicher Mensch Sie sind. In Ihrer gesamten Zeit als Bürgermeister glauben Sie noch niemals wissentlich jemanden angelogen zu haben. Der letzte Haushalt wurde nur aus politischen Gründen nicht verabschiedet. Die größten Herausforderungen gegenwärtig seien die immer knapper werdenden Ressourcen. Am Ende des Tages sei kein Geld mehr da, (woran Sie im Fall der geplanten Renaturierung kräftig mitarbeiten, auch Landesmittel sind Steuergelder. Anm. des Verf.). Das sei auch einer der Gründe, weshalb sich immer mehr Bürger der AFD zuwenden. Egal, um welche Themen es geht, Wagenfeldstraße, Amprion, Werse oder Nachverdichtung an der Marienstraße. Sofort entstünden vehemente Widerstände.
Herr Bürgermeister, so ein schlichtes Weltbild wie Sie würden wir auch gerne haben. Das macht vieles einfacher. Sie sind der Gute und alle anderen sind AFD-Wähler. Haben Sie vielleicht einmal die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass sich rechtschaffene Bürger durch Ihre verbalen Entgleisungen beleidigt fühlen?
Wir als Bürgerinitiative Drensteinfurt WEHRt sich, haben es uns zu Aufgabe gemacht, qualifizierte Argumente gegen einen nicht revidierbaren Abriss des Drensteinfurter Wehrs aufzuzeigen, und wir vermissen neben der Forderung nach ökologischer Durchgängigkeit die Auseinandersetzung z.B. mit den Themen Hochwasserschutz, Grundwasser, Kosten und Zweck-Mittel-Relation. – falls es Ihnen nicht bekannt ist – Zum Hochwasserschutz wurde das Wehr in Drensteinfurt errichtet und in diesem Sinne hat es auch über Jahrzehnte ohne Zwischenfälle seine Aufgaben erfüllt. Diese wichtige Aufgabe würde eine Mäanderführung zeitlich nur äußerst begrenzt übernehmen können. Das ist eine einfache Rechenaufgabe, für die wir Ihnen die Zahlen gerne zur Verfügung stellen. Ein Blick in die Tageszeitung am 03.06.2024 zeigt angesichts der Hochwasserereignisse in Bayern und Baden-Württemberg, dass Hochwasserschutz Priorität vor "Freiheit für Mikroorganismen" haben muss. Ein Mäander wird den Durchfluss der Werse zeitlich verzögern, mehr aber auch nicht. Das Wehr hat eine regulierende Wirkung, was gerade auch in Innenstadtbereichen mit Blick auf den Hochwasserschutz von größter Bedeutung ist. Stattdessen hören wir von Ihnen nur die gebetsmühlenartigen Wiederholungen der Begriffe „europäische Wasserrahmenrichtlinie„ und „deutsches Wasserrecht“. Besser wäre es, wenn Sie auch einmal lesen und verstehen würden, dass u.a. Innenstadtbereiche zu Recht Sonderregelungen genießen.
Die Stadt Münster hat drei Querbauwerke in der Werse bestehen lassen und lediglich mit jeweils einer Fischtreppe versehen. Hierfür hat sie eine 80%ige Unterstützung des Landes in zwei Fällen erhalten und in einem Fall zugesagt bekommen, was Sie für Pläne im Falle des Weiterbestehens des Wehrs in Drensteinfurt vehement bestreiten. Das Fortbestehen der Wehre wurde in Münster genau mit den Bedenken begründet und umgesetzt, die wir seit langem vorbringen. So falsch, wie Sie es behaupten, können unsere Bedenken daher nicht sein.
Ein weiteres Beispiel ist der Aasee. Er ist historisch entstanden, weil aus Gründen des Hochwasserschutzes ein Querbauwerk in der Aa errichtet wurde. Das ist eine vergleichbare Situation wie bei der Errichtung des Wehrs in Drensteinfurt. Erklären Sie den Münsteraner Stadtvätern doch einmal Ihr Verständnis von ökologischer Durchgängigkeit und dass das dortige Wehr entfernt und der Aasee stattdessen von einer die Stadt „enorm aufwertenden“ Mäanderführung abgelöst werden solle. Sie würden vermutlich in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen.
Und obwohl Sie erkennen müssen, dass Ihre Argumente in Bezug auf ökologische Durchgängigkeit der Werse fern jeder Realität sind, müssen wir uns von Ihnen immer wieder die gleichen unrichtigen Schlagworte anhören.
Wir sind eine überparteiliche Initiative, die ausschließlich demokratisch organisiert ist und die es sich zum Ziel gesetzt hat, mit legitimen demokratischen Mitteln unsere berechtigten Bedenken mitzuteilen und unsere begründeten Forderungen durchzusetzen. Uns in die Reihen der AFD einordnen, ist falsch, beleidigend und eines Bürgermeisters nicht würdig. Das muss einmal gesagt werden.